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texte zu bruno streichs installationen

Stephan Sude, Vorsitzernder der Fachkommission des Kunstraums Engländerbau in Vaduz (LI) anlässlich der Einzelausstellung Satellite s31:

Satellite s31 von Bruno Streich ist ein Projekt, das im Ausstellungsprogramm des Kunstraums Engländerbau eine Sonderstellung einnimmt. Es steht ein einzelnes Grossobjekt in dem – abgesehen davon – leeren Raum. Dadurch erhalten wir die Chance, den (Kunst-)Raum völlig neu zu erfahren.

Die Assoziation zum offenen Weltraum liegt nahe, obwohl sich Satelliten eigentlich in berechenbaren Bahnen, mit einer vorprogrammierten Aufgabe und immer in Verbindung mit der Erde bewegen. Das Objekt hier im Kunstraum tritt interaktiv, gesteuert durch ausgeklügelte Sensoren, mit ihnen, den Besucher:innen, in Verbindung. Dies erinnert sofort an Satellitenkommunikation, Navigation, Wetterüberwachung, oder Spionage. Es entsteht zudem der Eindruck direkter Kommunikation.

Bruno Streich interessiert sich für die Schnittstellen von Kunst und Wissenschaft. Die Ausstellung thematisiert dementsprechend hochaktuelle Fragen zur Mensch-Maschine-Interaktion, zu künstlicher Intelligenz und deren Auswirkungen auf den privaten und beruflichen Alltag, zur aktuellen Weltpolitik und Instrumentalisierung der Wissenschaften, zur Ausbeutung natürlicher Ressourcen und nicht zuletzt zur Kommerzialisierung des Weltraums.

Der Titel – Satellite s31 – verweist auf die Reihenfolge innerhalb einer Serie, doch ist jedes Werk individuell zu

betrachten. S31 wurde speziell für die Ausstellung im Kunstraum entworfen und realisiert. Bemerkenswert ist die Konstruktion der Grossskulpturen dieser Werkreihe. Sie orientiert sich strikt an den Prinzipien des Leichtbaus und der Funktionalität in der Raumfahrt. Während das Innere die Funktion und Statik der Konstruktion klar erkennen lässt, bezieht der Künstler diese konstruktiven Gegebenheiten bewusst in seine künstlerische Gestaltung mit ein. So bestimmt die innere Struktur gleichzeitig auch die Form der Aussenhaut mit. Man könnte meinen, die Gestaltung folge dem Prinzip „form follows function“. Es entsteht quasi der Eindruck, der Künstler lehne sich an die Prinzipien von Produktdesignern an, indem er der Maxime folgt, dass Funktion die Form dominiert. Fast könnte man glauben, das Objekt bestimme selbst seine Form und Ästhetik. Doch Streichs Werke sind keine Gebrauchsgegenstände, sondern allein Kunstobjekte. Sie haben also keinen anderen Zweck als Kunst zu sein. Der Künstler will uns lediglich glauben machen, dass die Gestaltung seiner Objekte, bezogen auf deren äusseren Eindruck, funktionsbedingt sei. Streich nutzt sein Wissen über Leichtbau und Flugzeugstatik, um es seinem Willen und seiner Gestaltungslust unterzuordnen. Interessant dabei ist, dass seine Satelliten aus relativ einfachen Materialien bestehen: Holz, PU-Kleber, Nägel, Schrauben, Bootslack sowie leicht zugänglicher Elektronik (Raspberry Pi mit VCV-Rack), Sensoren und Lautsprechern. Dies steht in krassem Gegensatz zu den Hightech-Materialien, die Raumfahrt erst ermöglichen. Er erzeugt die Illusion, vor einem funktionierenden Satelliten zu stehen. Tatsächlich sehen wir ein durchdachtes, bis ins kleinste Detail konzipiertes Kunstwerk. Der Künstler spielt auf geschickte und durchaus auch humorvolle Weise mit der Erwartungshaltung von uns Rezipient:innen.

Und wir lassen uns willig darauf ein.

Betrachtet man die Konstruktion und die Präsenz des Objektes, zeigt sich dessen Äusseres ebenso wie sein Inneres. Streichs Werke sind gleichzeitig detailliert, ästhetisch ausgearbeitet und roh. Sie lassen den Blick ins Innere zu. Man erkennt Stringer und Spanten, Fertigungstoleranzen, sogar Spuren der Verklebung der Einzelteile. Streich nutzt das Instrumentarium, das für reale Satellitenberechnungen essenziell ist, doch anders als bei realen Gebrauchsgegenständen bleibt die Konstruktion hier sichtbar. Wir erkennen neben Materialien, auch Techniken und statische Prinzipien. Um dem Kunstobjekt Stabilität zu verleihen, sind umfangreiche Materialstudien nötig. Der Künstler muss, ebenso wie sein innerer Kollege der Raumfahrt-Ingenieur, sein Vokabular verinnerlichen. Die Schwierigkeit der Aufgabe darf nicht unterschätzt werden – vor allem angesichts der Grösse und Komplexität des Objekts, Streich hat so auch ein Jahr an der Planung und Umsetzung gearbeitet. Trotz des immensens Aufwands bleibt selbst die elektronische Sensorik offen erkennbar. Dies ermöglicht eine neue Perspektive auf das Kunstwerk. Der Künstler nimmt sein Publikum mit in seine Gedankenwelt und lässt es in die Logik hinter der oberflächlichen Erscheinung blicken. Während er die Illusion eines Satelliten aufbaut, dekonstruiert er sie im selben Atemzug gleich lustvoll wieder. Diese Gleichzeitigkeit ermöglicht einen ungewohnten Zugang – sowohl erklärend als auch assoziativ. Streich ist offensichtlich fasziniert von den Gegensätzen, die diese Welt beherrschen. Seine Arbeit spiegelt diese Realität – direkt, ohne Umwege oder Verklärung. Trotz der spektakulären Präsenz seiner Werke bleibt seine Kunst subtil und zugänglich. Das Narrativ ist zwar stets präsent, es stellt sich aber nicht über die individuelle Wahrnehmungsfähigkeit der Rezipient:innen.

Die Skulptur Satellite s31 ist mehr als nur ein Objekt – sie ist auch ein interaktives Instrument. In drei speziell gestalteten Bereichen interagiert der Satellit mit den Besucher:innen. Mithilfe medizinischer Sensoren werden berührungslos Parameter wie Herzfrequenz, Bewegungen, Distanzen und Umgebungsdaten gemessen. Diese Signale dienen als Input für ein virtuelles Synthesizer-Rig, das in einen immersiven, sich niemals wiederholenden Klangteppich übersetzt wird. So transformiert die Skulptur zu einem scheinbar lebendigen Organismus, der durch die blosse Präsenz der Besucher:innen aktiviert wird. Dieser Klangraum ist gleichermassen flüchtig und einzigartig – ein akustisches Echo der Menschen, die sich im Raum bewegen. Die Interaktion zwischen Körper und Skulptur, Mensch und Maschine, schafft eine Erfahrung jenseits des Sichtbaren. Das Objekt transformiert zum Körper. Und wie bei zwischenmenschlichen Interaktionen beeinflussen die Besucher:innen die Reaktionen, können sie aber nicht vollständig kontrollieren. Eine Dynamik von Zufall und Resonanz entsteht.

Wie bereits eingangs erwähnt, nimmt die Skulptur den Kunstraum allein in Anspruch. 360 Quadratmeter Fläche und 4.05 Meter Raumhöhe sind für sich betrachtet beachtlich. Doch für dieses Werk sind diese Dimensionen keineswegs grosszügig. Ein Satellit schwebt in einem für Menschen unermesslichen Raum. Hier jedoch ist das Kunstwerk von Wänden, Boden und Decke umgeben – wirkt fast schon eingezwängt. Dennoch wird der Eindruck von Grösse vermittelt, aber nicht mehr der Umgebungsraum definiert hier die Dimension, sondern die Körperhaftigkeit des Objekts selbst. Und Raum spielt auch für den Bau der Kunstwerke Streichs eine entscheidende Rolle. Der menschliche Körper, seine Reichweite, Beweglichkeit, Kraft und Funktion, hier der Körper des Künstlers, bedingt klare Vorgaben für Konzeption und Zusammenbau. Der Zusammenbau erfolgt somit unter kontrollierten und klar definierten Bedingungen, und alles folgt einer logischen Ordnung.

Inspiration und Quellen für diesen Text waren neben dem Objekt «Satellite S.31» auch Texte von Bruno Streich und Andres Pardey sowie Gesprächsnotizen von Sandra Bradvic.

von andres pardey

kunsthistoriker, vize-direktor museum tinguely, basel

bruno streich zeigt im filter 4 „satellites“, werke aus der serie, in der sich der künstler mit der form künstlicher erdtrabanten auseinandersetzt – und damit mit fragen nach der „guten form“ und funktionalität im allgemeinen.

bruno streich ist dipl. ing. eth (luft- & raumfahrt).

bruno streich setzt mit seinem werk fragezeichen zu sehgewohnheiten und alltagsästhetik.

bruno streich rückt unsichtbares und übersehenes ins blickfeld und schafft so neue akzente.

dies gilt für seine gemälde, die reduktionen  und magazin remains  wie auch für seine skulpturenserie der satellites . als raumfahrtingenieur weiss streich genau, wie ein satellit auszusehen hat, was ihn ausmacht, was diese abstrakte form für den laien zum satelliten macht. er kennt den gencode des satelliten, quasi.

um den code einer visuellen erscheinung geht es auch in der malerei, in der vertraute bilder einer radikalen reduktion unterworfen werden mit dem ziel, das bild nur noch als essenz der wahrnehmung zu definieren und damit auf alles .berflüssige zu verzichten. die arbeit des raumfahrtingenieurs am gemälde.

die form eines satelliten ist definiert durch den verwendungszweck des geräts, wie dies im jeweiligen pflichtenheft beschrieben ist. bruno streich entreisst den strukturen gerade dieses pflichtenheft und lässt die formen stehen im zwischenraum zwischen form und funktion und gibt ihnen somit raum für gedankliche inhalte. die technoide hülle verändert sich, raum für assoziationen entsteht, rätselhaftes und poetisches fliesst mit ein. die form der skulpturen kann raketenähnlich sein, breit ausladend mit beinen, kompakt-kugelig mit einer trapezförmig aufgelösten oberfläche oder grad als funkantenne in schüsselform gebaut sein. manchmal sind satelliten komplex geformt, haben zerklüftete oberflächen, denen das fast elegant reduzierte, das ihre artgenossen so oft auszeichnet, fehlt. aber das ist wirklich selten. viel häufiger sind symmetrien, ausgewogene und aufs wesentliche beschränkte kompositionen, die einem brancusi viel näher sind als einem hirschhorn – in jeder beziehung.

bruno streich schafft den spagat und überwindet mühelos die kluft zwischen guter form und geschliffener eleganz und diesem fast brutal funktionalen, indem er seine satelliten roh, mit krude verklebten holzplatten herstellt, das material so weit entfernt von dem, was der gängigen vorstellung entspricht, und doch in der form so nah, dass kein zweifel über die wirkliche funktion der streich‘schen satelliten aufkommen kann:

skulpturen zu sein, die unser denken über das, was form und funktion definiert und bewegt, anzuregen und vielleicht in neue, ein wenig grenzenlosere bahnen zu lenken vermögen.

dass dieser prozess dabei über objekte läuft, denen der normale erdenbürger nie (und wenn, dann als ausstellungsdummy in einem technikmuseum) begegnet, ist bedenkenswert. unsere welt besteht so weit aus medial vermittelten bildern, dass wir die unterscheidung zwischen real erlebtem oder gesehenem und solchem, dass wir nur aus presse, film und fernsehen kennen, gar nicht mehr wahrnehmen, geschweige denn, dass wir diesen unterschieden irgend eine bedeutung beimessen könnten. vielleicht ist das eine der wichtigen leistungen der satellites  von bruno streich: dass sie die abwesenheit des realen persönlichen erlebnisses bewusst machen, und es nachholen, irgendwie.

 

olga stefan, kuratorin, zürich

bruno streich: two satellites at a b contemporary, zürich

bruno streich’s practice, which lies at the intersection of art, science, engineering and architecture, plays with the “form versus function” binary to engage with the viewer in an examination of space and our place in it.

 
his large-scale sculptures, evoking familiar forms from aerospace engineering, the artist’s former profession, impose themselves spatially but are made of very rudimentary materials, in stark contrast to the sophisticated ones used in actual aerospace designs.  and yet streich insists on an academic rigor in his fabrication – despite the crafty diy aesthetic, which places his works firmly in the field of art, his sculptures are made to standard light-weight engineering specifications. through this mode of production, the sculptures once again allude to the form versus function duality. 
 
in two satellites, streich moves beyond mere formal allusions to aerospace technology by integrating interactive sound elements into his two sculptures that occupy the space of the gallery.  the visitor is invited to engage with the works by banging on or touching the sculptures, thus activating sounds at different calibers that originate from actual space recordings.

 

von patricia meyer, a | b | c ontemporary gallery, zürich

bruno streich – cracking the code (installation, skulptur, malerei)

der kunsthistoriker und vize-direktor des museums tinguely basel, andres pardey, beschreibt bruno streich anlässlich seiner satellites ausstellung im filter 4 in basel sehr passend als einen diplomierten luft- und raumfahrtingenieur, welcher mit seinem künstlerischen werk fragezeichen zu sehgewohnheiten und alltagsästhetik setzt und so unsichtbares und übersehenes ins blickfeld rückt. ähnliches verspricht streichs titel für die zürcher ausstelllung in der a | b | c ontemporary galerie: cracking the code. mit seinen drei wichtigsten werkgruppen, magazine remains , satellites und reductions , entführt der künstler die besucher in eine welt, in der sie nach belieben verborgenes und unbewusstes erkunden und erfahren können, um am ende gar persönliche wahrheiten und hintergründe zutage zu fördern, ohne dass diese jedoch zur allgemeinen gültigkeit erhoben werden.

die magazine remains , „überreste von magazinen", eine serie von kleinformatigen bildern, bei welchen die

ölfarbe direkt auf den werbeseiten der hochglanzmagazine angebracht wird, spielen mit den sehgewohnheiten der betrachter und deren alltagsästhetik. sie verbergen etwas bekanntes, während sie gleichzeitig als überbleibsel desselbigen fungieren und ursprüngliches durchscheinen lassen. streich fügt sie zu einer installation zusammen, in welcher sie in ihrer schieren menge eine neue bildsprache entwickeln. die hängung, welche auf jegliche bewegungen reagiert, wirkt filigran und betont die durchlässigkeit der beiden schichten inserat und ölfarbe. diesem setzt er seine grossformatigen malereien, die reductions, „reduktionen", gegenüber, welche in punkto materialität und format einen wunderbaren kontrast zu den magazine remains bilden. bei den bildern handelt es sich um derart radikale reduktionen, dass einzig ein kleiner extrakt ihrer erscheinung, die „essenz der wahrnehmung" (andres pardey, 2012) verbleibt, was den betrachter erneut zur auseinandersetzung auffordert, um endlich streichs werk zu decodieren. die satellites bilden die letzte werkgruppe: grosse formen, welche auf satelliten zurückgeführt werden können, stehen im raum und versperren die wege der betrachter. befremdliche objekte aus einer anderen welt, in ihrer form eindeutig auszumachen, scheinen sie in ihrer materialität und funktion verfremdet und laden wiederholt zum nachdenken über das alte spannungsverhältnis von form und funktion ein.

die eigens für den galerieraum neukonzipierte skulptur, bunker 1 , nimmt einen beachtlichen teil des hinteren raumes ein. obschon die materialien dieselben sind wie diejenigen der satellites , ist offensichtlich, dass es sich hierbei unmöglich um dasselbe handeln kann. die skulptur wirkt geheimnisvoll, der charakter des verstecks ist offensichtlich und lässt erneut den gedanken an unsichtbares und übersehenes aufkommen, was wiederum streichs code bedeuten kann.

der 1964 in zürich geborene bruno streich ist luft- und raumfahrtingenieur eth, er arbeitete als oberassistent an der ethzürich sowie als dozent an verschiedenen hochschulen. er ist gründer und betreiber einer design- und internetagentur und seit einigen jahren künstler. im selbststudium hat er sich eingehend mit unterschiedlichen bereichen der kunstwelt auseinander gesetzt, um im jahr 2008 mit der eigenen künstlerischen tätigkeit zu beginnen. bis anhin wurden seine werke an der kunst 11 in zürich, im filter 4 und an der scope in basel und anlässlich verschiedener atelierausstellungen gezeigt.

von armin berger

satellites - strukturen in der zwischenwelt

holz, harz, tränen! quarz, kristall. strukturen in der zwischenwelt. zwischen technik und natur, radikaler klarheit und emotionaler verletzlichkeit. postnatale körper, denen man die arbeit an sich selbst, den kampf um die überlebensfähigkeit, die suche nach der besten geometrie spürbar ansieht. aus den nähten der sich zusammenschliessenden flächen und ebenen quillt harz. tränen? haben wir sie gefunden? die stabile struktur? tragfähigkeit und basis? oder müssen wir von neuem beginnen?

ein improvisierter augenblick. nur ein kurzer augenblick des schweigens, des innehaltens und ausruhens, bevor das drehen, krächzen, kratzen und schleifen erneut beginnt? die körperliche verformung bis zum idealen zustand einer einfachheit, nach einem singulären augenblick der relevanz. einem geburtsmoment.

leichtigkeit und raumbewusstsein, übergänge zwischen dynamischen ebenen, ruhe und spannung – beinahe wie ein kurzes anhalten des atems. bruno streich gelingt mit seinen “satellites” das festhalten des augenblicks. sie machen neugierig. sie erlauben zu warten, warten auf den nächsten zug, die nächste bewegung.

silent objects. selten.

von eva schumacher, sandra kälin, patricia meyer

Ein Raum – ein Objekt.

Essenz der Ausstellung SCULPTURE PROJECT S14 ist eine absurd anmutende Raumsituation – viel zu gross ist s14 für den kleinräumigen ehemaligen Kiosk. Was hat die riesige Skulptur im engen Laden zu suchen? Wie ist sie ins Innere gelangt? Wie sieht sie aus der Distanz aus?

Viele Besucher lässt die Skulptur im Innenraum nicht zu, denn die schiere Masse des Objekts würde sie im an die Wand drücken – s14 ist bei dieser Ausstellung bestimmend und nimmt für sich den Platz in Anspruch.

Bruno Streichs raumfüllende Installationen stellen die Sehgewohnheiten der Menschen auf die Probe. Unsichtbares und Übersehenes wird ins Blickfeld gerückt, dem Betrachter quasi vorgesetzt, während es gleichsam fordert, von diesem erfragt und erkundet zu werden.

s14 spielt mit Raum, Volumen und Proportion und hinterfragt gleichzeitig die Kommunikation der beteiligten Komponenten. Gedanken um das Verhältnis oder gar das Verschmelzen von Installation und Raum drängen sich auf, wobei eine eindeutige Auslegung einzig der Wahrnehmung des Betrachtenden obliegt und sich somit der Subjektivität verpflichtet.

Ob nun massgeschneidert auf den Raum oder vielmehr Störfaktor desselbigen verbleibt s14 als Mahnmal für die Situation der Verdichtung und Verdrängung in der heutigen urbanen Umgebung. In dem Masse wie der Besucher von Bruno Streichs Installation an die Wand gedrängt wird, fühlt er sich sonst durch seine gegenwärtige, von Verdichtung und Schnelllebigkeit geprägte Existenz in Bedrängnis gebracht. s14 strahlt durchaus etwas Bedrohliches aus, er ist ein Volumenfresser, der sich ausbreitet und alles andere an den Rand drängt. Aber worum handelt es sich bei dem Objekt, das diesen willkürlichen Innenraum auf seltsame Weise durchdringt und Fragen nach dem Innen und Aussen, nach seiner Funktion und seinem Zweck aufwirft? Was ist es eigentlich, womit Bruno Streich den Zuschauer konfrontiert? Welche Funktion bekleidet es?

Der Buchstabe „s" in s14 verweist auf Streichs Werkgruppe der Satelliten.

Bruno Streich dokumentiert die Formen von für den Betrachter meist unsichtbaren künstlichen Erdtrabanten in ihrer reinen oder auch frei erfundenen Form. Die typischen Umrisse des Objekts werden nur noch vermeintlich durch seine Funktion bestimmt. Auf die plastische Gestalt reduziert ist s14 nur noch Fragment und Hülle eines hochkomplexen Systems, das in seiner Gesamtheit nicht mehr sichtbar ist.

Erst durch die Erzählungen über das Gesehene und Gedachte wird die Skulptur in ihrer Gesamtheit wieder fassbar. Durch die Platzierung im schlichten ungeschönten Raum kommt die Harmonie der Reduktion zu Geltung. Die Hand möchte über das geleimte, metallisch wirkende Holz gleiten, den Kanten und Wölbungen entlang fahren. s14 öffnet Raum für emotionale Nuancen und Assoziationen, Irritationen über Innen und Aussen, Möglichem und Unfassbarem. Sein enormes Volumen sprengt die Grenzen nicht, sie passt just in den Kosmos Kiosk, verweist aber die Betrachterinnen und Betrachter in den öffentlichen Raum und gibt sich ihnen nie ganz preis.

Als Ganzes gesehen, repräsentieren Bruno Streichs Arbeiten des SCULPTURE PROJECT eine Fülle möglicher Reduktionen von aus der Luft – und Raumfahrt inspirierten technischen Objekten. Die Skulpturen sind aus mit PU-Schaum verklebten oder zusammengesteckten Holzplatten gefertigt. s14 wurde eigens für den Kiosk Tabak geschaffen.